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Drehpunkt

Schutzhütte am Rennsteig

Der bekannteste Wanderweg Deutschlands, der Rennsteig, verläuft in der Nähe von Steinbach am Wald etwa zwei Kilometer direkt entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. In diesem Abschnitt wandert man auf den breiten Betonfertigteilen der Fahrspur des Grenzstreifens zwischen Thüringen und Bayern. Dieser beeindruckenden und geschichtsträchtigen, aber anonymen Etappe des Rennsteigs eine Adresse und einen Ort zur bewussten Wahrnehmung zu geben, ist Ziel des Projektes „Drehpunkt“.

Das  Volumen präsentiert sich im Wesentlichen in zwei Materialien. Der schwere Sockel, der in seiner Kubatur an den Fußabdruck der standardisierten Grenztürme der DDR erinnert, ist wie die Fahrspur aus massivem Beton gefertigt und kann mit einer einfachen Bretterschalung vor Ort gegossen werden. Das ihm aufgesetzte Übernachtungsvolumen aus Brettsperrholz bedient sich des üblichen Rohstoffs für den Bau von Schutzhütten und hebt sich in Tradition der Jägersteige vom Waldboden ab.

Betritt man den im Grundriss quadratischen Sockel über die breite, außen anschlagende Massivholztür, wird man von einem spartanischen Raum erwartet, der separierbar durch einfache Schwingtüren mit Toilette und Waschbecken ausgestattet ist. In der Mitte dieses Raumes steht eine angeschnittene Betonröhre, in der man über eine Leiter, einem kleinen Oberlicht  entgegen, den länglichen, rechteckigen Übernachtungskörper erreicht. An dessen Stirnseite befindet sich ein  großes  Fenster mit über den schmalen Belüftungsflügel betretbaren Austritt. Den Ausblick, den dieses Fenster anvisiert, bestimmt der Übernachtungsgast selbst, indem er an einem „Steuerrad“ dreht und so über einen Zahnkranz, der sich um die Einstiegsluke befindet, den kompletten hölzernen Aufbau bewegt.

Möglich wird diese Beweglichkeit durch Ausbalancierung des Systems mittels Betongegengewicht an der Rückseite  des Holzkörpers und einem Kreuzrollenlager, das Eigengewicht, Wind- und Schneelasten problemlos aufnehmen kann.

So kann der Wanderer zwischen dem Betrachten der Wipfel des dichten Nadelwaldes auf Thüringer Seite, sowie der Aussicht über die jungen Tannen in Bayern und dem Blick entlang der Schneise  des Grenzweges frei wählen.

Um die Sicht nicht zu stören, wird der Raum mittels zweier Leisten mit Aufhängern und entsprechenden Ösen am gesamten Interieur freigehalten, indem jenes vollständig an die Wand gehängt werden kann.

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